Bestände
Die Staatsbibliothek zu Berlin (SBB) bewahrt bedeutende Zeugnisse des handschriftliches Kulturerbes Asiens und
Afrikas. Mit 42.000 Handschriften und Blockdrucken stellt sie die umfangreichste Sammlung im deutschsprachigen
Raum dar. Hinzu kommen 40.000 Textfragmente von der Seidenstraße (Turfansammlung), die teils als Depositum der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an der SBB bewahrt werden, teils Eigentum der Stiftung
Preußischer Kulturbesitz sind. Die Sammlung umfasst Werke in mehr als 140 Sprachen und 70 verschiedenen Schriften.
Sie wird ergänzt durch umfangreiche Bestände an Handschriftenreproduktionen, wobei insbesondere die 180.000
verfilmten Handschriften aus Nepal (Nepal-German Manuscript Preservation Project, Depositum der Deutschen
Morgenländischen Gesellschaft) hervorzuheben sind.
Sammlungsgeschichte
Orientalische Handschriften gehörten bereits zum Gründungsbestand der vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm im
Jahre 1661 begründeten Bibliothek. Frühe Zugänge stammen aus dem Besitz der Gelehrten Theodor Peträus (1630–1672),
Christian Raue (1613–1677) und Adam Olearius (1599–1671). Die eigentliche Entwicklung zu einer der herausragenden
Sammlungen Europas nahm ihren Aufschwung im 19. Jahrhundert. Durch das Vermächtnis des preußischen Gesandten in
Konstantinopel, Heinrich Friedrich von Diez (1751–1817), verdoppelte sich der Bestand bereits auf insgesamt 800
Bände. Insbesondere in der Regierungszeit der preußischen Regenten Friedrich Wilhelm IV. (reg. 1840–1861) und
Wilhelm I. (reg. 1861–1888) wurden zahlreiche große Ankäufe getätigt, etwa die Sammlung Chambers, Wetzstein,
Petermann, Sprenger und Landberg, um nur die umfangreichsten zu nennen. Doch auch im späten 19. und frühen 20.
Jahrhundert wurde die Erwerbung kontinuierlich fortgesetzt, wobei sich zeitweise der Schwerpunkt auf Südasien
richtete. Zwischen 1890 und 1945 vermehrte sich die Signaturenreihe „Ms. or.“ um 7.600 Nummern. Darunter finden
sich z.B. 1.100 indische Jaina-Manuskripte, die von Bhagvandas Kevaldas erworben wurden, sowie 1.200
Handschriften, deren Verkauf Oskar Rescher (1901–1974) aus Istanbul vermittelte. Die 1957 von der Staatsbibliothek
in Berlin/West eingeführte Signaturenreihe „Hs. or.“ ist bis zum jetzigen Zeitpunkt (März 2022) auf 15.245
Einheiten angewachsen. Vorrangiges Ziel der Erwerbungen in der Gegenwart ist es, die in Deutschland auf den Markt
kommenden Handschriften zu erhalten bzw. der allgemeinen öffentlichen Nutzung zuzuführen.
Kataloge